Der 1. Brennpunkt fand am 09.03.2009 an der Universität Wuppertal statt. Nachfolgend finden Sie einige Auszüge aus dem Fazit der Veranstaltung, dass sie am Seitenende in voller Länge zum Download finden.
Fazit des 1. Brennpunkts
Erneut stellte die BERGISCHE UNIVERSITÄT WUPPERTAL ihre Rolle als sicherheitswissenschaftlicher ?Partner der Feuerwehr? sowie ihr Potenzial für die Bergische Region unter Beweis, indem sie in Kooperation mit der FEUERWEHR WUPPERTAL das interessierte Fachpublikum am Montag, den 9. März 2009 erstmalig zu einem Fachforum über das Thema ?Zubehör und Hilfsmittel an Persönlicher Schutzausrüstung der Feuerwehr? eingeladen wurde. Knapp einhundert Mitglieder von Feuerwehren, Feuerwehrverbänden, Sicherheitswissenschaftler und Studierende der Sicherheitstechnik folgten der Einladung und beteiligten sich engagiert an dem Themenabend.

Der Initiatorenkreis des Forums Brennpunkt umfasst die Herrn Univ.-Prof. Dr.-Ing. Uli Barth (Leiter des Lehrstuhls ?Methoden der Sicherheitstechnik/Unfallforschung?, Wuppertal), Herrn Ltd. BD Dipl.- Chem. Siegfried Brütsch (Leiter der Berufsfeuerwehr Wuppertal), Herrn Städt. BD Dipl.-Ing. Ulrich Cimolino (Berufsfeuerwehr Düsseldorf) und Herrn Städt. BD Dipl.-Ing. Dirk Aschenbrenner (Berufsfeuerwehr Dortmund). Die Initiative bezweckt, bedeutsame Fragestellungen aus der Sicherheitswissenschaft, insbesondere aus dem Brand- und Explosionsschutz zu thematisieren. Das Veranstaltungskonzept sieht vor, das Forum Brennpunkt zukünftig in einem halb- bis vierteljährlichem Abstand durchzuführen und damit eine neutrale Informationsplattform zu bieten, auf der sich dann auch die interessierte Fachöffentlichkeit begegnen und ergebnisoffen austauschen kann.
Die Redensart ?Nomen est Omen? traf denn auch die bei der Premiere des Forums ?Brennpunkt? thematisierte Problematik ?Persönliche Schutzausrüstung der Feuerwehr im Spannungsfeld von Produktsicherheit und Arbeitssicherheit?. Ein Spannungsfeld resultiert aufgrund der in der Einsatzpraxis der Feuerwehren teils unumgängliche Erfordernis, teils aber auch den die praktische Realität darstellenden Umstand, dass einerseits verschiedene Persönliche Schutzausrüstungen (PSA) miteinander und andererseits PSA mit unterschiedlichsten Zubehörartikeln kombiniert werden.
Den ersten Schwerpunkt des Forums bildeten vier Impulsreferate.
Zunächst sprach Herr OBM Björn Lüssenheide (Gründer Atemschutzunfaelle.eu, BF Osnabrück, FF Bramsche-Achmer) über die systematische Erfassung und Auswertung von Atemschutzunfällen. Er bemängelte das Fehlen einer zentralen Meldestelle sowie einer strukturierten Unfallanalyse. Exemplarisch beleuchtete er die Arbeit und wichtige Erkenntnisse der 1996 gestarteten Initiative ?www.atemschutzunfaelle.eu?. In der internationalen Unfalldatenbank finden sich mittlerweile mehr als 600 Todesfälle, fast 1000 Verletzte und etwa 100 sonstige Zwischenfälle (Beinaheunfälle und Probleme mit der Ausrüstung).

Anschließend erläuterte Herr Dipl.-Ing. Michael Siebrecht (Prüflaboratorium und Fachstelle für Atemschutz der DEKRA EXAM GmbH, Essen) im Zusammenhang mit dem Inverkehrbringen von PSA bei den Feuerwehren die Grundzüge der Prüfung und Zertifizierung unter der europäischen Richtlinie 89/686/EWG (PSA-Richtlinie) und weiteren einschlägigen europäischen und deutschen Prüfnormen für Hersteller.
Hierbei wurde die teilweise notwendige Hintergrundinformation über den Inhalt der EG-Baumusterprüfungen im Bereich von Atemschutzgeräten und Feuerwehrhelmen gegeben.
An Hand von verschiedenen Fallbeispielen aus der PSA-Richtlinie und der Einsatzpraxis der Feuerwehren wurde aufgezeigt, dass durch die Art der Bereitstellung oder Nutzung von kombinierten PSA und Zubehör an zertifizierter PSA der Benutzer formalrechtlich zum Hersteller im Sinne der europäischen Richtlinien werden kann.
Aus dem ?Leitfaden für die Umsetzung der nach dem neuen Konzept und dem Gesamtkonzept verfassten Richtlinien? könnte sich folgende Sichtweise zusammenfassen lassen:
Der Anwender darf die PSA durch das trennbare bzw. untrennbare Befestigen von so genannten Zubehörteilen nicht so verändern, dass hierdurch der Träger gefährdet wird und keine anderen wesentlichen Anforderungen zutreffen bzw. die Anforderungen an die PSA nicht mehr erfüllt werden.
Sollte eine entsprechende Betrachtung (Risikoanalyse) des Anwenders dazu führen, dass die ?veränderte? PSA weiterh
- den Anforderungen der europäischen Richtlinie 89/686/EWG (PSA-Richtlinie) entspricht,
- Schutz gegenüber der zu verhütenden Gefährdung bietet, ohne selbst eine größere Gefährdung mit sich zu bringen,
- den ergonomischen Anforderungen und den gesundheitlichen Erfordernissen der Beschäftigten entspricht und
- für die am Arbeitsplatz gegebenen Bedingungen geeignet ist,
könnte der Anwender diese Änderung entsprechend durchführen.
Im Rahmen des zweiten Schwerpunkts des Abends erfolgte eine, von Herrn Brütsch und Herrn Barth gemeinsam moderierte Podiums- und Plenardiskussion.

Aus der Diskussion ging zunächst verhältnismäßig deutlich hervor, dass zahlreichen Leitern von Feuerwehren ihre Garantenstellung noch nicht gegenwärtig ist. Das Maß an Verantwortung ist eine Folge der Harmonisierung und Liberalisierung des sicherheitlichen Rechts in der Europäischen Gemeinschaft. Dementsprechend erklärt sich auch eine entsprechende Unsicherheit bezüglich der Wichtigkeit und Durchführung systematischer Gefährdungsbeurteilungen als Grundvoraussetzung für die Auswahl und Bereitstellung von PSA. Mancher Leiter einer Feuerwehr geht noch immer davon aus, dass es ausreicht eine als ?sicher? geprüfte und zertifizierte PSA zu beschaffen und ohne eigenes Zutun ? Gefährdungsbeurteilung vor dem Bereitstellen ? den unterstellten Benutzern zur Verfügung zu stellen.
Nach dem offiziellen Ende des Forums fanden sich im Gästehaus der Universität am Campus Freudenberg noch zahlreiche Gesprächsgruppen zusammen und führten ihre Fachdiskussionen fort. Dankenswerter Weise hatten die Wuppertaler Sicherheitsstudenten einen Apéro organisiert und für das leibliche Wohl der Gäste vorgesorgt.